Wahr­heit? Was ist das?

Es ist viel­leicht die wich­tigs­te Basis für Befrei­ung und Zufrie­den­heit und Erfül­lung. „Wahr­heit” ist eigent­lich auch ein zu klei­nes Wort. Wahr­haf­tig­keit ist da schon bes­ser, denn es bezieht auch das Unbe­wuss­te mit ein. Der ers­te Schritt zur Wahr­heit ist die Wahr­heit in Bezug auf das Offen­sicht­li­che – also das Weg­las­sen der bewuss­ten Lügen.

„War­um hast Du mich nicht angerufen?”
„Oh – ich bin nicht dazu gekom­men” – määp, Lüge.

„Ich hat­te kei­ne Lust Dich anzu­ru­fen, weil Du mir nie zuhörst und immer nur von Dir erzählst. Das macht mir kei­ne Freu­de, also habe ich es seit Wochen vor mir her­ge­scho­ben. Aber ich bin froh, dass Du mich fragst, denn es liegt mir am Her­zen Dir das zu sagen, weil ich Dich ja eigent­lich echt ger­ne habe.” Ding – Wahrheit.

Du siehst, man kann pro­blem­los voll und ganz ehr­lich sein, ohne Men­schen zu ver­let­zen. Im obi­gen Bei­spiel hilft es dem ande­ren sich selbst zu ver­ste­hen und zu wachsen.
„Ich hat­te kei­ne Lust Dich anzu­ru­fen, weil Du mir nie zuhörst und immer nur von Dir erzählst. Das macht mir kei­ne Freu­de, also habe ich es gelas­sen.” das ist ein­fach die Wahr­heit, war­um soll­te man da Schleif­chen her­um­bin­den oder sie ver­schwei­gen? Die Ver­ant­wor­tung liegt aber vor allem dar­in die­se Wahr­heit nicht als Abrech­nung oder Angriff zu for­mu­lie­ren, son­dern ver­bun­den, klar und aus dem Wunsch nach „Kon­takt” – so selt­sam das auch klin­gen mag.

(Die­ses Video gibt es übri­gens auch auf Eng­lisch)

Das mit der Wahr­heit geht in bei­de Rich­tun­gen, also nach außen in die Welt und nach Innen zu Dir selbst.
„Nee, das mit dem Job/der Beziehung/dem „was auch immer” ist schon O.K.” – määp, Lüge.
„Ich has­se es, doch ich habe zu viel Angst mich etwas Neu­em, Unbe­kann­tem zu stel­len” – Ding, Wahrheit.

Den ers­ten Schritt zur Wahr­heit kann jeder gehen. Ist ganz ein­fach, braucht nur etwas Mut. Aber den zwei­ten Schritt. Den zur Wahrhaftigkeit…

Letzt­lich keh­ren wir immer wie­der zu der Fra­ge zurück, wie sehr wir die Wahr­heit lie­ben. Lie­ben wir wirk­lich die Wahr­heit mehr als alles ande­re, oder sind wir nur neu­gie­rig oder unzu­frie­den? Lie­ben wir es genug, so dass wir wirk­lich offen sind für eine Rea­li­tät, die nicht mit unse­rem der­zei­ti­gen Glau­bens­sys­tem über­ein­stimmt. Eine Rea­li­tät, die sich nicht sofort 120% glück­se­lig anfühlt?

Liebst Du die Wahr­heit genug, dass Du wei­ter­forscht, sogar wenn es schmerzt, wenn es Schat­ten von Dir ent­hüllt, die scho­ckie­ren, uner­wünscht, kom­pli­ziert, demü­ti­gend oder ent­täu­schend sind. Oder sogar – und das ist meist das schlimms­te – todlangweilig?

Der Schmerz ist der ers­te Stol­per­stein, dem man auf die­sem Weg begeg­net. Doch der schlimms­te Feind auf die­ser Rei­se ist die Lan­ge­wei­le. An dem zer­schell­te schon so man­cher Reisende.
Kaum begeg­net man die­ser Hydra, beginnt man ihr schon den ers­ten Kopf abzu­schla­gen: Man datet sich mit Men­schen, die nie­mals Freun­de wer­den kön­nen, man geht zu spi­ri­tu­el­len Ver­an­stal­tun­gen um sich abzu­len­ken. Man sucht sich fal­sche Ratio­na­li­sie­run­gen: Kar­ma, ver­gan­ge­ne Leben, Got­tes Wil­le, Schick­sal, Tarot… anstatt ein­fach mal ein paar Wochen oder Mona­te die Füße still­zu­hal­ten und Mil­li­me­ter für Mil­li­me­ter den Fels der inne­ren Lee­re zu erklim­men. Die soge­nann­te Einsamkeit.

Die Wahr­haf­tig­keit ist eine Licht­quel­le. Lügen – bewusst oder unbe­wusst – sind Licht­fres­ser. Licht und Lie­be ist das­sel­be. Jede Über­zeu­gung, jedes Glau­bens­sys­tem gegen das, was Wahr ist, ist eine Lüge. Und eine Lüge ist kei­ne Sün­de oder so was. Es ist ein­fach nur so, dass jede Per­son, die sie der Wahr­heit vor­zieht dann eben sich gegen die Wahr­heit und für die Lüge ent­schei­det und damit es zulässt, dass die eige­ne Ener­gie der Bewusst­heit auf­ge­fres­sen wird. Das Leben wird mehr und mehr schal, dun­kel und unan­ge­nehm. Der Mensch beginnt sich zu flüch­ten in Ersatz­be­frie­di­gun­gen, wie Zucker, Alko­hohl, Dro­gen, Sex… was auch immer.

Ein jeder Mensch, der sich wirk­lich, wirk­lich der Wahr­haf­tig­keit öff­net, fühlt sofort was wahr ist. Und wer erst­mal das fühl­te, kann nicht wirk­lich mehr umkeh­ren. Jede Lüge wirkt ab da wie Gift im Trink­was­ser des Lebens.

Es ist so schön wahr­haf­tig zu leben – nicht immer leicht, aber in jedem Fall tau­send­fach leich­ter als die Alter­na­ti­ve der Lüge. Und es braucht viel Mut und inne­re Aus­rich­tung sich der Wahr­haf­tig­keit zu stel­len. Im inne­ren Jungle der Lügen den Pfad zur Lich­tung zu fin­den und ihm zu fol­gen. Es ist eine fort­wäh­ren­de Her­aus­for­de­rung noch genau­er wer­den. Anfangs mit der Schau­fel, dann mit dem Besen, dann mit der Zahn­bürs­te und letzt­lich mit dem feins­ten aller Pinsel.

Man­che nen­nen die­sen Pfad „Zen”, ande­re nen­nen ihn „Selbst­er­kennt­nis”. Ich nen­ne ihn schlicht und ein­fach „Leben”.

Alles Lie­be,
Dirk Liesenfeld.

8 Kommentare zu „Wahr­heit.“

  1. Lie­be Sarah Lie­ber Dirk!

    Ich sag nur Voll­tref­fer bei mir..!

    Mich wun­dert es immer wie­der, wenn mei­ne Lie­be zu Men­schen immer in der Wahr­haf­tig­keit auf nega­ti­ve Reso­nanz stößt, denn Wahr­heit tut weh. Sie schmerzt und ist eine Dimen­si­on der ich sehr viel Demut zol­le. Doch wie nur soll ich in Lie­be mit einer FRAU ..oder auch Mei­ner Fami­lie tre­ten, wenn Wahr­haf­tig­keit immer wie­der zur Abwehr führt zu Streit und Ring­kampf? Ich bin rat­los, aber arbei­te wie ein Tier…an mir.…in Ruhe. Bis Bald im MAI, dann bin ich wie­der mal dabei!!

    Lie­be Grü­ße Mark

    1. Lie­ber Mark,
      das sind span­nen­de Fra­gen. Schau Dir noch­mal das Video an und ach­te auf den Teil mit der Ver­bin­dung. Also die tiefs­te Moti­va­ti­on der Wahr­heit. WARUM sprichst Du, was willst Du dadurch WIRKLICH errei­chen. Du erkennst an der Reak­ti­on Dei­nes Gegen­übers stets die „Qua­li­tät” Dei­ner Wahr­heit. Also die Kom­bi­na­ti­on aus „wie wahr” und „wodurch motiviert”.
      Freue mich auf Dich. 

      Bis bald,
      Dirk.

  2. Abso­lut­e­ly bril­li­ant, reposting.

    Ich glau­be auch, dass die Wahr­heit beim Ande­ren irgend­wann Schmerz aus­lo­cken kann, ist kein Grund die­se zu ver­mei­den, auch wenn es schwie­rig ist, bei sich selbst 100% aus Lie­be zu kom­mu­ni­zie­ren. Und auch nicht dass Wahr­heit ein Gebot ist. Man kann auch lie­gen, und in vol­ler Bewusst­sein ent­schei­den dass es bes­ser wae­re, nicht alles zu verklappen. 

    Man muss aber dur­fen die Weh des Ande­ren aus­zu­lo­cken und wahr­zu­neh­men. Sie brau­chen dei­ne Wahr­haf­tig­keit um ihre Schat­ten zu ent­de­cken, auch wenn sie es lan­ge Zeit nicht zuge­ben. Wenn Wahr­haf­tig­keit am Her­zen des Bezie­hungs steht kann man auch ohne mehr wahr­haf­tig sein. 

    Wenn dass noch nicht so ist, dann muss man etwas ande­res sagen, Stil „ich habe dich aus per­son­li­che Grun­de nicht ange­ruft, aber die­se Grun­de durf ich dir noch nicht mit­tei­len, weil ich glau­be das es dir zuviel weh tun wuer­de. Es tut mir aber wirk­lich Leid dass wir noch nicht 100% ehr­lich gegen­u­ber ein­an­der sein kon­nen und ich moch­te das ger­ne andern. Durfst du die­se Rei­se mit mir unter­neh­men, und konnst du Ver­trau­en in mir haben, das ich dei­ne Schmer­ze wahr­neh­men und ach­ten wer­de?” Die­se Art Ant­wort ist nicht unwahr­haf­tig und hat mir bei glei­chen Situa­tio­nen geholfen.

    Und dann gehen sie bei­de zu das nachs­te Semi­nar bei Dirk Er schafft sicher­lich ein Raum, wo man sagen kann, was man viel­leicht noch nicht im All­tag sagen durft.

    1. Nun, in gewis­ser Wei­se schon. Aller­dings fin­de ich es per­sön­lich viel gefähr­li­cher, wenn man sich der Wahr­heit ver­wei­gert. die Wahr­heit macht vie­len Men­schen Angst, das ist kei­ne Fra­ge, doch sie ist ein wich­ti­ges Ele­ment in der Selbst­er­kennt­nis und in der Ent­wick­lung eines Menschen.

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