Der „rich­ti­ge” Weg für Paa­re in der Mono­ga­mie, Poly­ga­mie, Poly­amo­rie und Sexualität

Ich wer­de immer mal wie­der gefragt – zuletzt heu­te mor­gen: „Was ist die rich­ti­ge Art in einer Part­ner­schaft zu leben?”
Ich ant­wor­te dann meist etwas unver­bind­li­ches, wie z.B.:
„Rich­ti­ge Art? Du meinst jetzt mora­lisch-reli­gi­ös gese­hen? Ja, natür­lich nur ver­hei­ra­tet, sonst lebt ihr ja in Sün­de miteinander?”
„Nee­ein” kommt dann die Ant­wort. „Du weißt schon: Wie muss ich mit mei­nem Part­ner leben, damit wir eine spi­ri­tu­el­le Bezie­hung haben?”
Hopp­la, das ist schon etwas herausfordernder.
Spi­ri­tu­el­le Bezie­hung? Blö­der­wei­se bekom­me ich da nur so 70er Jah­re Bil­der von oran­ge­nen Kla­mot­ten, Räu­cher­stäb­chen aufm Klo, Müs­li zum Früh­stück und Soja­spros­s­en­kei­men und natür­lich den gan­zen Tag über Man­tras chan­ten. Oh, und natür­lich kei­ne Orgas­men mehr – und wenn schon einen Orgas­mus, dann nur noch für den kos­mi­schen Frie­den. Uuund natür­lich mor­gens, mit­tags und abends medi­tie­ren uuuund… ach da fal­len mir noch tau­send Sachen ein.
Buah. Gru­se­lig. Für mich zumindest.

Naja für mein Gegen­über meist auch, wenn ich ihr oder ihm mei­ne Bil­der mit­tei­le. Bis­lang habe ich zumin­dest noch nie­man­den erlebt, der erfreut auf­springt, laut „Hal­le­lu­jah” ruft und von da an glück­lich und erfüllt eine spi­ri­tu­el­le Part­ner­schaft lebt. Ich habe aber schon sehr vie­le Men­schen getrof­fen, die solch eine „spi­ri­tu­el­le” Part­ner­schaft ver­sucht haben und nicht wirk­lich glück­lich damit wurden.

(Die­ses Video gibt es übri­gens auch auf Eng­lisch)

Mono­ga­mie, Poly­ga­mie, Polyamorie…?

Nun gut.
Die nächs­te Fra­ge ist dann meist sowas wie: „Nee klar. Aber soll­ten wir Poly­gam mit­ein­an­der leben, oder Mono­gam? Oder in einer poly­amo­ren Gemein­schaft, damit wir glück­lich und erfüllt und in Frei­heit mit­ein­an­der sind? Mona­ga­mie? Poly­ga­mie? Polyamorie?

„Na schau – wenn Du in Frei­heit sein willst, dann musst Du natür­lich frei Lie­ben. Auch und gera­de in einer Partnerschaft.”

„Aaaahhh. Also doch poly­gam. Ich habe es gewusst…”
„Nein. Frei.”
„Wie. Frei..?”

Genau das ist dabei die wesent­li­che Fra­ge. Was bedeu­tet es eigent­lich frei zu sein? Frei zu leben, frei zu lie­ben, frei zu partnerschafteln..?
Es bedeu­tet an aller­ers­ter Stel­le auf jeden Fall mal, sich von vor­ge­ge­be­nen Kon­zep­ten zu lösen. Lebe ich – Dirk Lie­sen­feld – Mon­gam oder Poly­gam? Nichts davon. Ich habe alles aus­pro­biert und gemerkt, dass kei­ne die­ser Kon­zep­te auf mich passt. Ich lebe Dirk-gam und die­se Dirk-gami­tät drückt sich jeden Tag wie­der neu aus. Mal eher so mal so.

Wenn ich das erzäh­le, denkt mein Gegen­über meist erst­mal nach. Oft kommt dann die Fra­ge: „Ja, aber ist das denn nicht sehr rück­sicht­los? Wo bleibt denn da die Verbindung?”

Das ist eine gute Fra­ge – aber was meint denn über­haupt das Wort „Ver­bin­dung”? Es kommt von „bin­den” und ist das denn nicht das Gegen­teil von Frei­heit? Und da wären wir wie­der bei der Fra­ge: „Was ist Freiheit?”

Frei­heit ent­steht unmit­tel­bar dort, wo die Ehr­lich­keit zu Hau­se ist. Und die Ehr­lich­keit beginnt – ohne jeden Zwei­fel – in mir selbst. Nur wenn ich zu mir ganz ehr­lich bin, mutig mir selbst mei­ne Bedürf­nis­se ein­ge­ste­he, habe ich den ers­ten Schritt in die Frei­heit hin­ein gemeis­tert. Das braucht schon Mut. Der zwei­te Schritt ist eben­so anspruchs­voll: Mei­ne Bedürf­nis­se ehr­lich und kom­plett nach Außen kom­mu­ni­zie­ren und dazu dann auch voll und ganz ein­ste­hen. Mit allen Kon­se­quen­zen. Das löst dann durch­aus – gera­de zu Beginn – eini­ges im Außen aus. Vie­le Men­schen ertra­gen das nicht. Man muss bereit sein, not­falls auch allei­ne durchs Leben zu gehen. Lie­ber allei­ne, als in ver­lo­ge­nen Kom­pro­mis­sen, oder nicht?
Und das ist dann der Fall­strick, an wel­chem so vie­le schei­tern: Die Angst, zum Bei­spiel vor der Ein­sam­keit, ist grö­ßer als die Sehn­sucht nach Ehr­lich­keit, Erfül­lung und Frieden.

Vie­le Men­schen befürch­ten, dass die­se Ehr­lich­keit in der Part­ner­schaft zwangs­läu­fig zu einer Tren­nung füh­ren muss. Mög­li­cher­wei­se, das weiß man vor­her nicht. Doch ganz sicher ist, dass die Unehr­lich­keit in einer Part­ner­schaft ganz sicher zu einer Tren­nung führt – erst­mal im Inne­ren und meist auch dann län­ger­fris­tig im Außen.

Ich lebe frei. Und ich kann es mir nicht vor­stel­len anders zu leben. Ich lebe in einer Part­ner­schaft. Ich habe Lieb­schaf­ten und Freund­schaf­ten. Ich habe einen Sohn, dem ich sehr viel Zuwen­dung, Zeit und Lie­be schen­ke. Nicht, weil ich es muss oder soll­te. Son­dern, weil ich es so und nicht anders lie­be. Seit ich in die­ser Wei­se lebe, ist mein Leben ein Erfüll­tes. Für mich und die Men­schen, mit denen ich lebe.

Lass es Dir WIRKLICH gut gehen, lebe so, dass Dein Herz leuch­tet – und Du legst den Grund­stein dafür, dass es allen Men­schen gut geht. Wah­re Selbst­lo­sig­keit resul­tiert aus dem ers­ten Schritt der Ehr­lich­keit zu sich selbst. Aus die­sem erblüht dann – ganz von selbst – der Wunsch nach Wohl­be­fin­den aller leben­den Wesen. Du sähst, was Du in Dir geern­tet hast.

Alles Lie­be,
Dirk Liesenfeld.

8 Kommentare zu „Mono­ga­mie vs. Polygamie“

  1. Genau an die­sem Wunsch nach Frei­heit und Ent­fal­tung, sind mei­ne Part­ner­schaf­ten bis­her geschei­tert, so glau­be ich. Der Wunsch dräng­te sich unge­fragt auf und mach­te schlecht Wet­ter gegen das bestehen­de „Kon­strukt“. „Hey- ich kann nicht atmen, ich kann nicht krea­tiv sein, wenn Du abge­spro­chen in mei­ner Nähe bist, es reicht auch nicht wenn Du das Zim­mer ver­lässt- Du musst ganz gehen! Ver­schwin­den! In 4 Wochen kannst Du zurück keh­ren, dann stel­le ich mich auf Dich ein. Aber so genau weiß ich es noch nicht…“. „Es kann sein, dass ich län­ger auf Rei­sen gehe, bit­te lass’ mir dies ohne mich recht­fer­ti­gen zu müs­sen“. “Weiß nicht wann ich zurück bin“. Das funktioniert(e) (lei­der) nicht…
    Bis­her habe ich kei­ne Lebens­form gefun­den, die rich­tig passt- zumal ich selbst ja in ste­ti­gem Wan­del bin. Wer soll das denn mit machen und sich dabei selbst noch fin­den? Und natür­lich mache ich mir Gedan­ken über Kom­pro­miss­ver­hand­lun­gen, zu denen jeder Betei­lig­te doch eigent­lich bereit sein soll­te? Es ist wirk­lich schwer. Es ist wirk­lich sehr schwer. Braucht anfäng­li­che Frei­heit nicht auch Wur­zeln und Sicher­heit? Ich kann doch nicht wie eine Honig­bie­ne von Blü­te zu Blü­te hüp­fen und mich stän­dig bei den Blü­ten ent­schul­di­gen, dass ich jetzt wei­ter flie­ge… der Intui­ti­on wegen… Und wenn ich abstürze?
    Es ist eigent­lich alles eine ratio­na­le Ver­hand­lungs­sa­che, gelei­tet vom Gefühl, das auch zu sei­nem Recht kom­men will. Was ist mit der Ver­ant­wor­tung für mei­ne Mit­men­schen? Sind sie glück­li­cher, wenn ich mich lebe? Darf ich so ein Ego­ist sein? Mein Gefühl sagt NEIN. Mein Ver­stand fin­det dass das alles recht nüch­tern regel­bar ist. Aber irgend­was stimmt mit den con­nec­tions nicht. Sie wir­ken kränk­lich und schwierig…

  2. Hal­lo Dirk,
    Dan­ke für dei­ne Wor­te. Wir ste­hen ganz am Anfang. Am Ein­gang eines Gar­tens. Aber es ist schon jetzt wun­der­schön was wir sehen. Wir sind neu­gie­rieg. Wir wer­den hin­ein­ge­hen und schau­en was wir fin­den. Wir freu­en uns auf alles was sich zeigt. Auf unse­rem Weg beglei­test du uns mit dei­nen Vide­os und dei­nem Tage­buch. Dank dir dafür.

  3. Lie­be Annett,

    na – dann wün­schen wir Dir und euch eine gute Reise…
    Denkt dar­an: Man­che Ecken in die­sem Gar­ten wol­len allei­ne, ande­re wie­der­um wol­len gemein­sam erkun­det wer­den. Es ist die gro­ße Kunst auf die­sem Weg her­aus­zu­fin­den, was wann dran ist…

    Alles Lie­be,
    Dirk.

  4. Lie­be Anamea,

    vie­le Fra­gen – so wie schon seit Jah­ren – und kei­ne Ant­wort wird Dich wei­ter brin­gen. Wie lan­ge möch­test Du noch „um den sil­ber­nen Löf­fel krei­sen?” So vie­le Ant­wor­ten habe ich Dir schon per Email gege­ben und der Ball des Lebens liegt wei­ter­hin in Dei­nem Spiel­feld. Mache den Sprung ins Unge­wis­se, kom­me ins Semi­nar und „erfah­re” die Antwort.

    Alles Lie­be,
    Dirk.

  5. Ich stim­me dir zu. Ich hat­te es in mei­nem Blog schon dar­u­ber: http://aruhea.wordpress.com/2011/05/14/a‑cultural-critique-of-polyamory/
    Die­se Eti­ket­ten hil­fen uns nicht wei­ter. Nur hilft es uns wenn wir die Mut haben, nackt und ver­letz­lich im Spie­gel unse­rer Bezie­hun­gen zu schau­en, wel­che sie auch sind. Wenn wir nicht inner­lich frei sind, ist die Frei­heit die wir uns aus­ser­lich schaf­fen, meis­tens nur eine Abwehr tie­fer hin­ein zu gucken.

    Der spi­ri­tu­el­ler Mensch kann nicht „mono­gam” sein und kann nicht „poly­gam” sein, weil schon in der Wahl die­ser Wor­ter zu benut­zen, sieht man die Beschran­kung sei­ner Frei­heit. Die­se Wor­ter sind daf­ur aus­ge­dacht und nur daf­ur benutzt. Es ware bes­ser, nur Wor­ter zu benut­zen die eine kla­re Bedeu­tung haben, wie „Apfel”, „Lingam” oder „Lie­be”, und die­se Art Wor­ter die nichts hei­ßen aus zu lassen.

  6. Lie­ber Dirk, 

    was aber ist, wenn das Herz etwas ande­res flüs­tert als der Verstand?

    Ich weiß um die Frei­heit und die Ehr­lich­keit und lebe sie seit anbe­ginn. Eine Bezie­hung ohne Frei­heit und Ehr­lich­keit ist für mich wert­los. Und ich weiß auch, dass „Treue” im her­kömm­li­chen Sin­ne dem Men­schen nicht gege­ben ist. Ich selbst war in der Ver­gan­gen­heit nie „treu”. Nicht, weil ich ich den Men­schen an mei­ner Sei­te nicht geliebt hät­te. Oh doch, ich habe mich jeden Abend an mei­nen Part­ner geku­schelt und die Begehr­lich­keit und Lie­be zu ihm gefühlt. Es hat­te ein­fach nichts mit ihm zu tun. Es ist die Frei­heit, Neu­gier­de und die­se gewis­se Art Aben­teu­er auszukosten… 

    Ich weiß also um all die­se Din­ge, doch was ist, wenn dir irgend­wann ein Mensch begeg­net (Wir sind inzwi­schen 4 Jah­re ver­hei­ra­tet), gegen den all die­se „Begeg­nun­gen” auf ein­mal nur noch nüch­tern und schal schme­cken. Wir haben eine so tie­fe, ehr­li­che und freie Bezie­hung in der für mich Mono­ga­mie kei­ne Fra­ge mehr ist, son­dern die Antwort. 

    Doch was, wenn ich die Beweg­grün­de mei­nes Part­ners ver­ste­he und ich den­noch mei­nem Her­zen ver­letzt bin und die­ser Gedan­ke schwer zu ertra­gen ist? Besitz­an­sprü­che oder Ver­lust­ängs­te? Gegen die­se Begrif­fe weh­re ich mich und doch ist da bei die­sem einen Men­schen die­ser Schmerz, war­um? Und wie kann ich die­sem begeg­nen? Hast du eine Ant­wort für mich?

    In Lie­be, Marina

    1. Lie­be Marina,

      es ist viel­leicht die schwie­rigs­te aller For­schungs­fra­gen, die es gibt:
      Was ist mein Herz und was ist mein Ego, wel­ches sich als mein Herz aus­gibt. Dar­auf gibt es kei­ne ein­fach Ant­wort, kei­nen schnel­len Trick. Die Unter­schei­dung die­ser bei­den Fak­to­ren ist ein nie enden­des, lebens­lan­ges For­schen. Man wird immer geüb­ter dar­in und immer genau­er, doch die For­schungs­the­men wer­den auch im glei­chen Maß immer fei­ner und tiefer.
      Es geht auch nicht dar­um, dass man es irgend­wann ein­mal „hat”. Es gibt kei­ne abschlie­ßen­de „Erleuch­tung”. Bei nie­man­dem auf der Welt. Kein „Pling” und gut ist. Auch dies ist dann wie­der das Ego, wel­ches sich gern als Spi­ri­tua­li­tät tarnt.
      Es gibt aber sehr wohl tau­sen­de von klei­nen Erleuch­tun­gen. Das sind die Momen­te, in wel­chen sich eine For­schungs­fra­ge (z.B. Eifer­sucht) in strah­len­de Lie­be auf­löst und nie wie­der kehrt.
      Ich habe zum Bei­spiel irgend­wann ein­mal erkannt, dass es eine Eifer­sucht gibt, die Recht hat und eine, die Unrecht hat. Und ich kann es ganz deut­lich an Hand mei­ner Gefüh­le unter­schei­den. Das eine Gefühl ist näm­lich (bei mir) genau im Her­zen, das ande­re 2 cm unter­halb im Solar. Sehr tri­cky. Kann bei Dir ganz anders sein.

      Mei­ne Ant­wort ist also: For­sche wei­ter und solan­ge das The­ma Dich noch quält, ist es noch nicht erlöst. Die For­schung braucht dabei unend­lich viel Ehr­lich­keit und Genau­ig­keit. Viel­leicht macht es auch durch­aus Sinn, dass Du mal ins Semi­nar oder zum Retre­at kommst.

      Alles Lie­be,
      Dirk.

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