Lass ihn raus, den Tiger!
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Lass ihn raus den Tiger…

Spi­ri­tua­li­tät ist NICHT, sich alles gefal­len zu lassen.
Spi­ri­tua­li­tät ist auch NICHT, ein­fach um sich zu schlagen.
Es ist viel­mehr die kunst­fer­ti­ge und hell­wa­che Balan­ce zwi­schen der Hin­ga­be, zu dem was ist und dem „rich­ti­gen” Han­deln („rich­tig” nicht im mora­li­schen Sinne)
Situa­tio­nen, die Dir immer wie­der begeg­nen, haben stets die eigent­li­che Ursa­che in Dei­nem Inne­ren. Das heißt nicht, dass das „Außen” jetzt Nar­ren­frei­heit hat. Wenn mir jemand auf die rech­te Wan­ge schlägt, hal­te ich nicht auto­ma­tisch die lin­ke auch noch hin. Nicht auto­ma­tisch, aber manch­mal doch. Manch­mal gehe ich jedoch auch weg. Und ganz manch­mal – also sehr, sehr sel­ten – schla­ge ich zurück.

„Wann ist nun also wel­che Hand­lung sinn­voll”, könn­test Du jetzt fragen?

Die­se Fra­ge bringt Dich nicht wei­ter, da es für das Leben kei­ne Gebrauchs­an­wei­sung gibt, auch wenn Dir dies vie­le Men­schen, Bücher oder Glau­bens­sys­te­me ger­ne weis­ma­chen wol­len. Der ers­te Schritt ist ganz zu füh­len, was etwas mit Dir macht. Dafür hat man – wenn man dar­an denkt – in den meis­ten Situa­tio­nen Raum. Wie fühlt es sich an, wenn Dir jemand zum Bei­spiel per Email schreibt, dass Du abso­lut „bla­bla” bist und über­haupt froh sein könn­test, wenn über­haupt „bla­bla”. Meist fühlt man da zuerst Wut und will es dem ande­ren zurück­zah­len. Man­che füh­len auch Scham oder Trau­er und wol­len es wie­der ein­ren­ken. Im ers­ten Fall wird man zum (Mit-)Täter, im zwei­ten Fall zum (frei­wil­li­gen) Opfer.
Die drit­te Mög­lich­keit ist die, ein­fach erst­mal nichts zu tun, außer – ganz zu füh­len, was da in Dir vor sich geht. Sich selbst aus­hal­ten und dabei äußer­lich still­hal­ten. Ruhig eini­ge Tage lang.
Und erst wenn sich Dein Inners­tes beru­higt hat, erst wenn die Ant­wort oder Hand­lung im Außen nicht mehr wirk­lich wich­tig wäre. Erst dann ent­springt aus Dir die „rich­ti­ge” Akti­on. Es ist dann eben kei­ne Reak­ti­on mehr, son­dern eine Akti­on, die wirk­lich ganz von Dir kommt. Manch­mal muss man ihn dann raus­las­sen, den Tiger. Manch­mal ein­fach nur den Ande­ren mehr lie­ben. Manch­mal ein­fach weg­ge­hen. Meist braucht es jedoch gar nichts mehr.

Wie ist das nun in Kon­flik­ten, aus denen man nicht ein­fach weg­ge­hen kann oder will? Viel­leicht an einer Arbeits­stel­le, die echt gut wäre, wenn da nicht der doo­fe Kol­le­ge wäre? Oder bei einem Geburts­tag des Vaters, wenn da nicht die stän­dig nör­geln­de Mut­ter wäre? Oder dem Wohn­ort, wenn da nicht der Nach­bar unter­halb wäre?
Die Ant­wort ist ein­fach, sie umzu­set­zen etwas anspruchs­vol­ler. Zuerst – wie oben beschrie­ben – still­hal­ten. Die Gefüh­le stil­ler wer­den las­sen, zum Bei­spiel zu Hau­se erst­mal. Dann schau­en, was die eige­ne Posi­ti­on in die­sem Streit ist.
Die meis­ten Streits lau­fen ja nach die­sem Sche­ma ab: Einer behaup­tet was, zum Bei­spiel: „Es ist doch ganz klar, dass Du jedes­mal bla­bla und das geht nicht weil bla­bla.” Dann sagt der Ande­re: „Nein das stimmt nicht, weil bla­bla.” Damit machen bei­de das­sel­be – sie set­zen den Ande­ren ins Unrecht und sich selbst ins Recht. Was es also braucht, ist erst­mal eine aus­ge­streck­te Hand in Sin­ne eines Stop­schil­des (viel­leicht sogar in Echt) und die Bot­schaft: „Moment, das geht mir jetzt zu nah.” und danach die Bot­schaft: „Aha, bei Dir ist es also so, dass Du denkst es müss­te bla­bla. Bei mir ist das anders, näm­lich bla­bla. Kön­nen wir da irgend­wie ein Mit­ein­an­der fin­den?” Dadurch wird aus dem unlös­ba­ren „rich­tig” und „falsch” eine even­tu­ell lös­ba­re Her­aus­for­de­rung trotz der unter­schied­li­chen Sicht­wei­se ein Mit­ein­an­der zu fin­den. Viel­leicht gibt es im Ein­zel­fall kein Mit­ein­an­der, dann kann man aber den ande­ren mit sei­ner ande­ren Sicht­wei­se gut so sein las­sen und wählt für sich die rich­ti­ge Distanz, damit es einem selbst und allen ande­ren gut geht.

Weg vom Gegen­ein­an­der und hin zum Mit­ein­an­der – die Basis für Frie­den in mir und in der Welt.
Sei­ne eige­nen Gefüh­le (er)tragen ler­nen, ist der ers­te Schritt zu die­sem Ziel.
Sobald es in Dir fried­li­cher wird, passt sich auch das Außen an. Nicht umgekehrt.
Schritt für Schritt…

Alles Lie­be,
Dirk.

4 Kommentare zu „Der Tiger“

  1. dan­ke, dirk! manch­mal brau­chen wir ein­fach sol­che wor­te von außen um wie­der aufs inne­re zu hören! mir hilft es heu­te bestimmt wei­ter, obwohl das, was du sagst, nichts neu­es ist, im gegen­teil. stand­ort­be­stim­mung muss immer wie­der sein MERCI namaste
    lg aus ffm

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