Wodurch ent­steht Ver­trau­en? Und was ist Ver­trau­en überhaupt?

Es heißt, dass Ver­trau­en wach­sen müs­se. Mit der Zeit ent­stün­de. Zum Bei­spiel zwi­schen zwei Men­schen. Erst wenn man jeman­den eine Wei­le kennt, ent­steht Ver­trau­en. Auf eine Art stimmt das auch, aber eben nicht wirklich.

Denn wenn es die Zeit braucht für einen Men­schen um Ver­trau­en zu fas­sen, dann ist es eher so, dass in die­sem Men­schen ein grund­sätz­li­ches Miss­trau­en bestand, wel­ches dann durch die Zeit über­deckt wird. So als ob jemand davon erst­mal aus­geht, dass eh was schlim­mes pas­siert wenn er oder sie sich zeigt. Nach und nach zeigt die Per­son sich dann mehr und mehr und stellt fest, dass nichts pas­siert und öff­net sich dadurch wie­der etwas mehr.

Doch das ist kein Ver­trau­en – es ist Kon­trol­le in Verkleidung.
Den­ke mal dar­über nach, lass es eine Wei­le wirken…

Inter­es­san­ter­wei­se ist es so, dass Men­schen, die so ans Leben her­an­ge­hen, frü­her oder spä­ter immer wie­der ent­täuscht wer­den. Da braucht es nur eine fal­sche Bewe­gung oder Bemer­kung des Gegen­übers und schwupp – das war es dann mit dem Ver­trau­en. Und „fal­sche Bemer­kung” mei­ne ich nicht abso­lut, son­dern ein­fach nur etwas, was das Miss­trau­en berührt, wel­ches unter allem wei­ter­hin liegt und wirkt.

(Die­ses Video gibt es übri­gens auch auf Eng­lisch)

Ver­trau­en. Was ist Vertrauen?

Und span­nen­der­wei­se scheint es auch so eine Art Grup­pen­bil­dung unter den Men­schen zu geben: Miss­trau­en­de Men­schen tref­fen sich vor­zugs­wei­se mit miss­trau­en­den Men­schen *lach*
Doch der Wunsch nach Ver­trau­en ist stark in jedem leben­den Wesen.

Wenn Du wis­sen willst, was Ver­trau­en wirk­lich ist, dann begin­ne damit, klei­ne Tie­re zu beob­ach­ten, die in einem natür­li­chen Ver­hält­nis auf­ge­wach­sen sind – Kat­zen auf einem Deme­ter-Bau­ern­hof oder so.

Oder beob­ach­te Kin­der, die noch nicht ver­bo­gen oder gebro­chen wur­den. Die ver­trau­en auch erst­mal grund­sätz­lich jedem, es sei denn der ande­re Mensch beweist – in der kind­li­chen Wahr­neh­mung – dass er nicht ver­trau­ens­wür­dig ist. Ver­stehst Du den Unter­schied? Es ist eine Art Beweis­um­kehr, nicht wahr?

Ich ver­traue erst­mal grund­sätz­lich allem und jedem – ja, und manch­mal zeigt es sich, dass es nicht funk­tio­niert. Bin ich dann ent­täuscht? War es ein Feh­ler zu ver­trau­en? Nein, abso­lut nicht. Für mich wür­de eine Quo­te von 1000 zu 1 genü­gen, damit ich wei­ter in naivs­ter Wei­se ver­traue. 1000 mal „zu Unrecht ver­traut” und ein­mal zu Recht. Mei­ne Quo­te ist jedoch eher umge­kehrt. Und selbst in dem einen Mal, in wel­chem es halt nicht funk­tio­niert hat, fin­de ich stets dann auch den Anteil mei­ner Sei­te, der den Kon­takt ver­hin­dert hat.

Ver­trau­en ins Leben, in mich selbst, in ande­re Men­schen oder Situa­tio­nen – das ist etwas, was ICH ver­schen­ke und das geht nur im Gesamt­pa­ket. Ent­we­der ich ver­traue, dann aber sowohl mir selbst, als auch den ande­ren Men­schen und dem Leben. Oder eben nicht.

Ver­traust Du, oder ver­traust Du nicht? Nur weni­ge Men­schen über 5 Jah­re ver­trau­en mehr. Die meis­ten mer­ken das noch nicht ein­mal, denn sie recht­fer­ti­gen ihr Miss­trau­en mit ratio­na­len Grün­den: „In unse­rer heu­ti­gen Zeit”, „ja aber ich habe dann mal ver­traut und schau, was dann pas­siert ist” und so wei­ter. Und – ja klar: In der Welt des Miss­trau­ens ist das ja auch rich­tig. Men­schen, die miss­trau­en, denen begeg­nen wirk­lich – in ihrer sub­jek­ti­ven Welt – vie­le schreck­li­che Din­ge. Miss­trau­en ist eine nega­ti­ve Spi­ra­le: Je mehr man miss­traut, umso mehr Uner­wünsch­tes pas­siert und umso mehr miss­traut man dann halt. Man beginnt sich mehr und mehr abzu­si­chern, doch in die­sem Käfig stirbt dann halt lei­der auch die Lebendigkeit.

Du kannst Dein Maß an Ver­trau­en an Dei­nem kind­li­chen Lebens­ge­fühl mes­sen. Je unbe­schwer­ter und leich­ter Du lebst, je mehr tief­ge­hen­de Kon­tak­te Du pflegst, je mehr Ver­ant­wor­tung Du in Freu­de trägst, je unbe­re­chen­ba­rer Dein Leben ist, je freud­vol­ler Du jeden Mor­gen auf­stehst… das sind Hin­wei­se für ein Leben in Ver­trau­en. In Leich­tig­keit der Tie­fe und Ver­bind­lich­keit begegnen.

Miss­trau­en ist ande­rer­seits das, was Men­schen stets zwei­feln lässt, kon­trol­lie­ren möch­te, erdrü­cken­de Schwe­re schafft, stets kri­tisch nach dem sucht, was zu neu­em Miss­trau­en führt, auf der Hut sein und auf sich selbst auf­pas­sen, Man­gel, Angst und Vorbehalte.

Ver­trau­en ist uner­schüt­ter­lich in Bezug auf äuße­re Ereig­nis­se. ICH schen­ke das Ver­trau­en und ICH ent­schei­de, wo ich es nicht wei­ter hin­ge­be. Und wenn ich da gut genug hin­se­he – also immer dann, wenn in mir das Gefühl von Ver­letz­lich­keit oder Ent­täu­schung auf­steigt – dann erken­ne ich, dass dies immer mit etwas älte­rem in MIR zu tun hat, als der aktu­el­len Situa­ti­on, die es schein­bar erzeugt. Die aktu­el­len Situa­ti­on sind stets Aus­lö­ser und nie­mals Ursa­che. Und dann kann ich ent­schei­den, ob ich da blei­ben möch­te, oder in Frie­den wei­ter zie­he. Wenn ich zu oft wei­ter zie­he, macht es viel­leicht mal Sinn zu blei­ben. Wenn ich über Jah­re blei­be und sich nichts dreht, macht es viel­leicht auch mal Sinn wei­ter zu ziehen.

Natür­lich gibt es Erleb­nis­se in der Ver­gan­gen­heit eines jeden Men­schen, die zum Miss­trau­en führ­ten. Ent­täu­schun­gen, Miss­bräu­che, Ver­nach­läs­si­gun­gen. Doch Du hast es in der Hand, ob Du davon Dein Leben beein­flus­sen lässt, oder nicht. Viel­leicht die ein­zi­ge freie Wahl des Menschen.

Wenn ich ver­traue, dann ver­traue ich mit Leib und See­le, zu 100 Pro­zent, ohne Netz und dop­pel­ten Boden: Dem Leben, den Men­schen und letzt­lich mir selbst. Was könn­te dann noch groß­ar­tig Schlim­mes passieren?

Alles Lie­be,
Dirk Liesenfeld.

6 Kommentare zu „Ver­trau­en“

  1. „Ver­ant­wor­tung in Freu­de tragen”
    Vie­len Dank für die­sen Bei­trag und auch für den über Wahr­heit und Wahr­haf­tig­keit. Der hat mich der­ma­ßen beschäf­tigt, dass das gleich in einem Traum vor­kam, ich sogar auf­wach­te und mir ein­mal mehr einen Spie­gel vor­hal­ten konn­te. Denn wie du auch in die­sem Bei­trag zum Aus­druck bringst: alles, was wir den­ken, was ande­re uns „antun”, das tun wir uns meis­tens selbst an. Wie oft habe ich es gehört, dass ande­re zu mir sagen: „ich will gese­hen wer­den” oder „ich will ver­stan­den wer­den”. Inzwi­schen den­ke ich: dann sieh dich an. Dann ver­ste­he dich selbst. Und was das Ver­trau­en angeht, da habe ich in letz­ter Zeit so mir bekann­te Gedan­ken und Gefüh­le in Bezug auf einen Men­schen und durch dei­nen Bei­trag ist mir auf­ge­fal­len, dass ich mein Ver­trau­en im Moment auf­spal­te. Das ist sehr inter­es­sant, das wer­de ich mir genau­er anschauen.

    Alles Lie­be auch dir,
    Jac­que­line ^_^

    1. Lie­be Jacqueline,

      es freut mich, dass Du den Video­bei­trag nicht nur „kon­su­mierst”, son­dern er Dich zum nach­füh­len anregt. Es sind ja nie die Schluss­fol­ge­run­gen, die wir zie­hen, son­dern die Erkennt­nis­se auf dem Weg dahin, die uns wach­sen las­sen. Dan­ke, dass Du das mit uns hier teilst.

      Alles Lie­be,
      Dirk.

  2. Mit gro­ßer Freu­de ver­fol­ge ich die Video­bei­trä­ge und fin­de die­se auch wunderbar.

    Wobei ein Semi­nar­be­such ein­fach wirk­lich am aller­meis­ten bringt. Ich schrei­be aus eige­ner Erfah­rung und kann ein­fach nur sagen, das direkt nach dem Semi­nar mir das Retre­at die wun­der­sams­te „Hei­lung” gebracht hat, die ich je erle­ben durf­te und die­se bis heu­te immer wei­ter wächst.

    Dies hält mich aber nicht davon ab im Som­mer wie­der ein Semi­nar erle­ben zu dürfen.

    Vie­le Grü­ße an alle Forscher.…..

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