Frei­heit – was ist wahr­haf­te Freiheit?.

Frei­heit – Was ist wahr­haf­te Freiheit?

Frei­heit. Was ist Frei­heit im wirk­li­chen Sinne?
Heißt Frei­heit ein­fach zu tun und zu las­sen, was man will? Nicht weni­ge Men­schen sehen das so und stre­ben es auch an – ich sag jetzt mal auf: ihrer spi­ri­tu­el­len Rei­se – genau das zu erlan­gen. Es ist auch gera­de in bestimm­ten Neo-Spi­ri­tu­el­len Erleuch­tungs­krei­sen eine bestimm­te Sicht­wei­se, in der man davon aus­geht, dass eh nichts real ist und man daher das tun und las­sen kann, was man mag. Ja stär­ker sogar noch: tun und las­sen soll­te, was man mag. Und tat­säch­lich – aus einem bestimm­ten Blick­win­kel scheint das so auch Sinn zu machen. In einem Zustand der Kop­fer­leuch­tung stellt sich auf ein­mal ein ganz selt­sa­mer Ego­is­mus ein, in wel­chem man „denkt”, man habe die – wie wird es dann genannt? – „höchs­te Wahr­heit” ent­deckt und kön­ne nun „unge­straft” tun und las­sen, was man wol­le. Nicht nur mit ande­ren Men­schen, son­dern auch mit sich selbst und sei­nem Kör­per. Doch tat­säch­lich ist das in vie­len Fäl­len ein­fach nur ein geschickt getarn­ter Ego­is­mus, der einem frü­her oder spä­ter – wie jeder ande­re Ego­is­mus auch – ein­fach auf die Füße fal­len wird.Der Ver­stand und das Ego hat einem den ulti­ma­ti­ven Streich gespielt. Das schlim­me ist, dass man aus die­ser Fal­le auch kaum mehr her­aus­kommt. Casta­ne­da nann­te es die Fal­le der Klar­heit. Vie­le moder­ne selbst­er­nann­te Erleuch­te­te ste­cken dar­in fest – aber auch pro­mi­nen­te Bei­spie­le, wie zum Bei­spiel der Sek­ten­gu­ru Charles Man­son oder der Mas­sen­mör­der Ted Bundy.

Bei­de hiel­ten sich für erleuch­tet und spi­ri­tu­ell befreit. Und aus dem her­aus ent­wi­ckel­ten sie ihre ganz eige­ne per­sön­li­che Moral, in wel­cher sie tun und las­sen konn­ten, was sie woll­ten. Und natür­lich fin­den die­se cha­ris­ma­ti­schen Men­schen auch eine Gefolg­schaft. Doch ein jeder, der außer­halb des Macht­be­rei­ches die­ser Men­schen steht, spürt instink­tiv, dass da was nicht stimmt. Und auch die­sen Men­schen fiel es auf die Füße: Bun­dy wur­de hin­ge­rich­tet und Man­son sitzt mit sei­nen über 80 Jah­ren noch immer in Ein­zel­haft – seit über 50 Jahren!

Das sind natür­lich jetzt recht dras­ti­sche Bei­spie­le und bei den meis­ten Men­schen wird eine falsch ver­stan­de­ne Vor­stel­lung von Frei­heit natür­lich nicht dort­hin füh­ren. Doch was wir schon oft erle­ben in unse­rer Arbeit ist, dass eine Frei­heit, die nicht getra­gen ist von Ver­ant­wor­tung, nie zu etwas gutem und wirk­lich befrei­ten führt.

Tat­säch­lich ist es so: je frei­er ich lebe, umso mehr ist es nötig, Ver­ant­wor­tung für mei­nen eige­nen Kör­per, für die ande­ren Men­schen und sogar die gan­ze Welt zu über­neh­men. Je mehr ich mei­nen eige­nen Weg gehe, umso mehr muss ich mit dabei haben, dass die­se Frei­heit, die ich mir neh­me, eben­so für alle ande­ren Wesen gilt und ich sie ihnen im glei­chen Maß zuge­ste­hen muss, wie ich sie mir ein­räu­me. Oft ist es dann jedoch genau umge­kehrt: Men­schen, denen ihre eige­ne Frei­heit so immens wich­tig gewor­den ist, fällt es oft schwer die Frei­heit ihrer Mit­men­schen zu respek­tie­ren. Ja, es ist oft sogar so, dass gera­de die­se Men­schen sehr into­le­rant und rück­sichts­los sind. Sie sehen sich selbst als fort­wäh­rend im Recht und abwei­chen­de Mei­nun­gen sind auto­ma­tisch falsch und dumm. Es gibt da sogar eine alte Redens­art, die besagt: wer immer Recht hat, stirbt recht einsam.

Das ist schon eine gro­ße Her­aus­for­de­rung: die eige­ne Frei­heit in Ein­klang mit denen der Ande­ren zu brin­gen und vie­le Men­schen schei­tern dar­an. Gera­de, wenn man sich auf die eige­ne Lebens­rei­se macht, kommt man meist zuerst an den Punkt, wo man erkennt, dass man unfrei ist. Man befreit sich dann mehr und mehr von den Zwän­gen der Gesell­schaft und der eige­nen Ver­gan­gen­heit. Das ist auch eine sinn­vol­ler ers­ter Schritt, doch wenn man da ste­cken­bleibt, regre­diert man auf die Stu­fe eines bocki­gen, unrei­fen Kin­des. Man ist ach so spi­ri­tu­ell, setzt viel­leicht wei­ter­hin sogar sei­nen Wil­len durch, doch ver­liert man mehr und mehr den Kon­takt mit den ande­ren Men­schen und ver­einsamt. Mit wirk­li­cher Frei­heit hat DAS dann nichts zu tun.

Der Dalai Lama hat mal gesagt: die tiefs­te Ursa­che für das eige­ne Glück ist es, selbst die Ursa­che des Glü­ckes für ande­re Men­schen zu sein. Und der Typ aus Naza­reth hat mal gesagt: Lie­be Dei­nen Nächs­ten wie Dich selbst. Umge­kehrt stimmt der Spruch übri­gens auch: Lie­be Dich selbst, wie Dei­nen Nächsten.

Und dabei reicht es schon, wenn man in sei­nem Weg zur Frei­heit dar­auf ach­tet, immer tie­fer im Kon­takt mit sich selbst, mit ande­ren Men­schen und den ande­ren Wesen zu sein. Nicht nur mit sei­nem Medi­ta­ti­ons­kreis, oder Men­schen, die einem eh nahe ste­hen. Nein – mit allen Men­schen, denen man so im All­tag begeg­net. Natür­lich fällt es uns mit einem bestimm­ten Men­schen­typ leich­ter nah zu sein, als mit ande­ren. Und man muss ja auch nicht jeden innigst lie­ben – doch es soll­te ein­fach schon eine Ent­wick­lung spür­bar sein, dass es mir von Jahr zu Jahr leich­ter fällt in wirk­li­chem Kon­takt zu sein. Dass man immer weni­ger wäh­le­risch sein muss in sei­ner Aus­wahl an Kon­tak­ten – natür­lich ohne dabei ober­fläch­lich zu werden.

Und vor allem, ob es einem gelingt Kon­tak­te auf Augen­hö­he auf­zu­neh­men und zu hal­ten. Gera­de im Lau­fe der Jah­re schleicht sich dann doch immer mal wie­der eine Arro­ganz ein – man hält sich für was Bes­se­res und hält dann man­che Men­schen für „noch nicht so weit” – vor allem dann, wenn sie ande­rer Mei­nung sind, als man selbst. Und ehe man sich ver­sieht, ist man dann ein ver­knö­cher­ter, recht­ha­be­ri­scher, ver­bit­ter­ter alter Mensch – den kei­ner mehr lieb haben kann.

Frei­heit ist etwas wun­der­ba­res und sehr erstre­bens­wer­tes. Doch ist es mit der Frei­heit genau wie mit der Lie­be. So wie wahr­haf­te Lie­be nie­man­den ver­letzt, wird die wah­re Frei­heit nie­mals ein ande­res Wesen unfrei machen. Denn genau­so wenig, wie es eine per­sön­li­che Lie­be gibt, gibt es eine per­sön­li­che Freiheit.

Es gibt nur DIE Lie­be und DIE Frei­heit und die­se gilt für alle Men­schen glei­cher­ma­ßen. Sie ist immer da und wir haben in jedem Moment die Wahl uns ihr zu öff­nen oder eben nicht.

Alles Lie­be,
Dirk Liesenfeld.

11 Kommentare zu „Frei­heit! Das Ego und der Ver­stand, Gurus und Konzepte.“

    1. Wenn man es mal wirk­lich genau betrach­tet, dann ist es eben genau das, was in der Frei­heit statt­fin­den kann. Lie­be braucht Frei­heit und Frei­heit braucht Lie­be. Aber Frei­heit hat nichts mit Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit zu tun.

      1. also ist Frei­heit und Lie­be die Fähig­keit die Kon­se­quen­zen sei­ner End­schei­dung Tra­gen zu Kön­nen und mit den Fol­gen die dar­aus Ent­ste­hen Leben zu Können

        1. Das ist auf jeden Fall ein sehr wich­ti­ger Teil davon. Aber auch wie sehr ich mich ein­las­sen kann auf Nähe mit ande­ren Men­schen und mit mir selbst. Für man­che Men­schen ist das eine leich­ter und das ande­re schwe­rer für ande­re ist es genau umge­kehrt. Gera­de in Part­ner­schaf­ten zeigt sich das Aus­maß der Lie­be auch oft dar­in, wie sehr man in der Lage ist, den ande­ren nah zu sein und ihn gleich­zei­tig so sein las­sen zu kön­nen wie er oder sie ist.

    1. Naja – es ist schon bei­des. Man muss es sich ver­die­nen, aber man muss sich auch dar­auf ein­las­sen kön­nen. Wenn ich nie­man­dem die Chan­ce dazu gebe, dann wer­de ich auch nie die Chan­ce habe ihm oder ihr zu vertrauen.

  1. Lei­der gibt man zu oft und Zuviel Ver­trau­en weil es mit Hoff­nung Ver­bun­den ist und die Hoff­nung stirbt zu Letzt

    1. Das stimmt. Man muss ler­nen zu unter­schei­den wo Ver­trau­en auf frucht­ba­ren Boden fällt und wo nicht. Das Herz hilft einem dabei wenn man den Mut hat dar­auf zu hören…

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