Dirk

Erleuch­tung? Und was dann…?
Ich war die letz­ten Wochen sehr viel unter­wegs, bin durch halb Euro­pa gedeich­selt. Dabei sind mir sehr vie­le Men­schen begeg­net – unter ande­rem eine Frau in Öster­reich, die sich für erleuch­tet hält. Wir haben viel Zeit mit­ein­an­der ver­bracht und vom ers­ten Moment an gespürt, daß wir mit­ein­an­der etwas vor­ha­ben, etwas anein­an­der ler­nen möchten.

Sie erzähl­te mir auch viel von ande­ren soge­nann­ten „Erleuch­te­ten” und Scha­ma­nen, die sie kennt und daß eigent­lich alle das glei­che Pro­blem haben, näm­lich sich seit dem Zeit­punkt der Erleuch­tung nicht mehr im Men­schen­le­ben zurecht fin­den. Eini­ge sind auch inzwi­schen kör­per­lich erkrankt. Und tat­säch­lich scheint es auch so in der Ahnen­ga­le­rie der Erleuch­tung nicht anders zu sein:

  • Von Bud­dha wird berich­tet auf ihn wären eini­ge Mord­an­schlä­ge ver­übt wor­den, die er aller­dings über­leb­te, letzt­lich starb er aber dann wohl qual­voll an einer Fischvergiftung
  • Rama­na Mahar­shi starb (zumin­dest sein Kör­per) qual­voll an Krebs. Er sag­te zwar zum Abschied: „Das was ich bin, kann nicht ster­ben, weil es nie gebo­ren wur­de.” Das ist wahr und dennoch…
  • Oshos Leib siech­te wohl auch über lan­ge Zeit, bevor er letzt­lich starb
  • Von Krish­na Mur­ti wird eben­falls berich­tet, daß sein Kör­per oft stun­den­lang von Krämp­fen geschüt­telt wurde

Es gibt da auch ande­re Bei­spie­le, z.B. von Gen­dün Rin­po­che oder ande­ren tibe­ta­ni­schen Meis­tern, wel­che eben sehr fried­lich die kör­per­li­che Welt ver­lie­ßen. Da heißt es: „Gen­dün Rin­pot­sche ver­ließ sei­nen Kör­per am 31. Okto­ber 1997, nach 22 Jah­ren Wir­ken und Leh­ren in Euro­pa. Er ver­weil­te nach sei­nem Tod zwein­ein­halb Tage im Thug­dam, der Medi­ta­ti­on der Natur des Geis­tes, wie sie gro­ße, ver­wirk­lich­te Meis­ter im Moment ihres Todes voll­zie­hen. Wäh­rend die­ser Zeit blieb sei­ne Herz­ge­gend hand­warm und sein Gesicht wirk­te jung und strah­lend.” (Aus dem wun­der­vol­len Buch: Her­zens­un­ter­wei­sun­gen eines Maha­mu­dra-Meis­ters)

Nun, über den Erleuch­tungs­zu­stand ist schon viel geschrie­ben wor­den und man kann ihn viel­leicht kurz als Zustand der Ein­heit mit allem zusam­men­fas­sen. Es gibt da kein „Ich” mehr, kei­ne Tren­nung zwi­schen der Wahr­neh­mung und dem Wahr­ge­nom­me­nen – pures Gewahr­sein halt. Ken­nen man­che sicher­lich auch als leich­te Vor­ah­nung aus Medi­ta­tio­nen, im Orgas­mus oder durch Dro­gen wie LSD.

genduenEs gibt nun offen­bar immer mehr Men­schen, die sowas wie einen spi­ri­tu­el­len Unfall erle­ben – sowas wie: Was hef­ti­ges pas­siert, es schmort was durch – Puff – Ego weg, pures Gewahr­sein. Die­se Men­schen sind oft sehr ori­en­tie­rungs­los, haben kein Inter­es­se mehr am Mensch­sein, hat es jede Wur­zel weg­ge­ris­sen, wie ein Baum in einem Orkan. Nicht weni­ge – davon bin ich über­zeugt – lan­den in der Psy­cha­trie. Rama­na Mahar­shi z.B. wur­de auf­ge­fun­den in einem Kel­ler­loch und Maden hat­ten bereits sei­ne Bei­ne angeknabbert.

Der ande­re Weg ist der Weg des Her­zens – wie ihn Bud­dha lehr­te. Hier läuft es in eine ande­re Rich­tung: Der Suchen­de geht ganz bewußt mit­ten durchs Leben hin­durch. Er geht tief ins Mensch­sein und ent­wi­ckelt mehr und mehr eine all­um­fas­sen­de Lie­be. Er bil­det so tie­fe Wur­zeln im Mensch­sein, daß ihm eine gewal­ti­ge Kro­ne wächst. Hier pas­siert die Erleuch­tung sanft, fast unmerk­lich, sehr unspek­ta­ku­lär. Und dann pas­siert wah­re Non-Dua­li­tät: Das Mensch­sein hat sei­nen Platz erhal­ten im gro­ßen Gan­zen. Sol­che ver­wirk­lich­ten Men­schen leben ganz unschein­bar – sie sind oft sehr ruhig, freund­lich, sind pure Lie­be. Es ist schön in der Nähe sol­cher Wesen zu ver­wei­len, wie im Schat­ten einer gro­ßen Eiche…

3 Kommentare zu „Erleuch­tung?“

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