Lebens­we­ge

Da steht sie. Sie ist so wun­der­schön anzusehen.
Ihr Duft betö­rend bei jedem Atemzug,
der Glanz ihrer Far­be durch die Son­ne ein wenig verblasst,
steht sie zufäl­lig in ihrer gan­zen Pracht am Ufer eines Bachs.
Ohne ein genau­es Ziel vor Augen,
hat das Leben sie wört­lich hier­her gespült.

Ein Samen, ein Wind­hauch und ein paar Regen­trop­fen pur,
ließ sie hier wach­sen, inmit­ten der unbe­rühr­ten Natur.
Har­mo­nie erklingt in ihrem eige­nen inne­ren Raum –
lieb­lich und fein, makel­los und rein.

Sie liebt es, im Ein­klang mit sich selbst und der Welt zu sein.
Kann sie die­sen Ein­klang auch wahr­lich für sich (er)halten?

Was hat sie bis­her alles hier an die­sem Bach erlebt?
Sie blieb bei Sturm, Hagel, Regen, Schnee und Sonnenschein –
aus eige­ner Kraft, fest ver­an­kert auf der Erde in ihrem eige­nen Sein.
Weder das benach­bar­te Gras, der Regenwurm,
noch das Insekt kön­nen das sehen,
denn sie leben hier auf die­ser Welt ihr eige­nes Leben
und kön­nen das Dasein nur auf ihrer eige­nen Art und Wei­se „ver­ste­hen“.

Ein Wan­de­rer kommt am Weges­rand daher,
bricht gedan­ken­los ein Stück von ihr ab,
um es für sich selbst in Anspruch zu nehmen.
Er weiß es nicht bes­ser, er lebt eben sein eige­nes Leben.

Sie liebt ihr Leben, sie liebt das Sin­gen der Vögel,
das Sum­men der Bie­nen, der Hummeln,
den zar­ten Flü­gel­schlag der bun­ten Schmetterlinge,
die so sanft über ihr Haupt schweben.
Sie ver­schenkt sehr gern ein Teil von sich an andere,
um sich selbst immer wie­der auf´s Neue zu erleben.

Jetzt steht sie zer­bro­chen am Bach,
ein Teil von ihr liegt nun am Boden,
ihr Duft vom Wan­de­rer eingesogen,
der­sel­be nun freu­dig und ver­spielt sei­nes Weges geht.
Als letz­ten Gruß zum Abschied winkt sie trotz alledem
dem Wan­de­rer ent­ge­gen und
ent­lässt einen Teil aus ihrem Leben in den Bach.

Ein Samen, ein Wind­hauch und ein paar Regen­trop­fen pur,
blei­ben zurück inmit­ten der unbe­rühr­ten Natur.
Har­mo­nie erklingt bald wie­der in einem neu­en inne­ren Raum –
lieb­lich und fein, makel­los und rein.

Neu­es Leben entsteht.
Ein Samen genügt.
Das Leben fin­det immer wie­der sei­nen eige­nen Weg.

Alles Lie­be.
Car­men

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen